Einsatz für die Niere mit viel Herz
Esther Karlen
8. Mai 2024
5 min
Der Weg ins Dialysezentrum ist einer, den die Patientinnen und Patienten mit chronischem Nierenversagen mehrmals die Woche machen, meistens für den Rest ihres Lebens. Begleitet werden sie im Spital Zollikerberg von Esther Karlen, die seit 2015 als diplomierte Pflegefachfrau auf der Dialysestation arbeitet. In diesem Beitrag erzählt sie, wie sie die Patientinnen und Patienten auf der Station nicht nur aus fachlicher, sondern auch aus emotionaler Sicht unterstützt.
Die Patientinnen und Patienten kommen dann zu Esther Karlen und dem Dialyseteam, wenn ihre Nieren zu wenig arbeiten. Die Diagnose lautet zumeist: Chronische Niereninsuffizienz. Eine Dialysetherapie drei Mal die Woche wird fortan ihr ständiger Begleiter sein.
Dialyse im Spital Zollikerberg
Der Ablauf einer Dialyse gleicht sich Mal für Mal: Die Patientinnen und Patienten kommen zu festgelegten Zeiten zur Dialyse. Bei ihrer Ankunft in der Dialyseabteilung werden sie, falls sie Hilfe benötigen, von einer Pflegehilfe empfangen und zur Waage begleitet. Dieser wird jeweils vor und nach der Dialyse ein Besuch abgestattet, um den Wasserentzug aufgrund der durchgeführten Blutwäsche zu messen. Anschliessend legen sich die Patientinnen und Patienten auf eine Liege. Dort können sie es sich bequem machen, bevor eine diplomierte Pflegefachfrau mit den Vorbereitungen beginnt, um die Dialyse zu starten. «Wir arbeiten mit einer Software, die uns die Einstellung direkt auf das Dialysegerät lädt und den Wasserentzug anhand des Patientengewichtes ausrechnet. Die Patientinnen und Patienten werden jeweils vor und während der Dialyse nach ihrem Wohlbefinden gefragt und ihre Vitalzeichen werden stetig überwacht», erklärt Esther Karlen. Dann wird die Therapie gestartet. Die Dialysetherapie findet je nach Person über einen Katheter oder einen Shunt statt. Sie wird in Form der Hämodialyse (Blutwäsche) durchgeführt. Die durchschnittliche Behandlungsdauer beträgt vier Stunden, mit der Vor- und Nachbereitung der Patientinnen und Patienten kann der Aufenthalt auf der Dialysestation jedoch etwas länger dauern. «Unsere Nephrologinnen und Nephrologen gestalten für jede Patientin und jeden Patienten eine individuelle Verordnung für die Behandlung. Diese beinhaltet die Zeit, die Therapieform und die Medikation. Sie werden regelmässig auf der Visite angepasst und adaptiert», sagt Esther Karlen. Eine weitere Form wäre die Peritonealdialyse, welche selbstständig zu Hause durchgeführt wird. Alle Patientinnen und Patienten haben zudem während der Dialyse im Spital die Möglichkeit zu zeichnen, fernzusehen und manche arbeiten sogar am Computer. Ausserdem gibt es weitere Angebote wie eine Aromapflege oder persönliche Gespräche mit einer Bezugspflegeperson.
Emotionale Begleitung durch Bezugspflege
«Hier im Dialysezentrum arbeiten wir mit Bezugspersonen. Jede Patientin und jeder Patient bekommt eine Bezugsperson zugeteilt, die in regelmässigen Abständen Gespräche mit ihnen führt», erzählt Esther Karlen. Dieser kontinuierliche tiefgründige Austausch erleichtert die Pflegeanamnese, die bei Dialysebeginn erstellt wird und dann in einem regelmässigen Zyklus oder bei individueller Veränderung angepasst wird. Denn durch die gründlichen Pflegediagnosen können Veränderungen frühzeitig erkannt, erfasst, dokumentiert und evaluiert werden. «Ich versuche bei meiner Arbeit stets, jeder Patientin und jedem Patienten gerecht zu werden und die Unterstützung zu bieten, die es braucht», führt Esther Karlen aus.
Dialysezentrum
Das Bezugspflege-Konzept
Das Bezugspflege-Konzept bedeutet, dass eine diplomierte Pflegefachperson innerhalb einer Woche immer dieselben Patientinnen und Patienten betreut. Dadurch kann sie gut auf die physischen, emotionalen und psychischen Veränderungen eingehen, die sich im Verlauf der Dialyse ergeben und die Patientinnen und Patienten bestmöglich unterstützen.
«Ich erlebe es meist so, dass Menschen, die neu zur Dialyse kommen, oft mit Ängsten und Sorgen zu kämpfen haben. Die Angst, nicht zu wissen, was auf einen zukommt, kann sehr intensiv sein», berichtet Esther Karlen. Diesen Ängsten können die diplomierten Pflegefachfrauen auf der Dialysestation dank der Bezugspflege bestmöglich entgegenwirken. «Wir sind da und für solche Situationen geschult. Und auch im Team auf der Station führen wir regelmässig Fallbesprechungen und Supervisionen durch. Wir können uns auch über herausfordernde Situationen austauschen, so lernen wir immer weiter», sagt Esther Karlen.
Neben dem Bezugspersonen-Konzept wird den Patientinnen und Patienten auch psychologische und seelsorgerische Unterstützung angeboten.
Eine herzliche Begleitung über Jahre hinweg
Genesungsmöglichkeiten gibt es bei Nierenversagen lediglich vereinzelt, aber es gibt sie: «Vor allem bei akutem Nierenversagen haben wir immer wieder den Fall, dass sich die Nieren erholen und die Patientinnen und Patienten die Dialyse nicht mehr benötigen. Auch eine Nierentransplantation kann zu einer Art Genesung führen», weiss Esther Karlen. Meistens benötigen die Patientinnen und Patienten die Dialysetherapie jedoch bis an ihr Lebensende. Es gibt Patientinnen und Patienten, die bereits seit 20 Jahren im Spital Zollikerberg zur Dialyse kommen. Und wieder andere kommen als Gast vorbei, wie beispielsweise Ferienpatientinnen und -patienten. Es kann vorkommen, dass Patientinnen und Patienten nicht mehr zur Dialyse kommen, weil der Leidensdruck zu gross wurde oder sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hat. Teilweise werden Betroffene auch auf die spezialisierte Palliativstation im Spital Zollikerberg verlegt, wo sie gegen Ende ihres Lebens von kompetenten und herzlichen Mitarbeitenden begleitet werden. Wie man als diplomierte Pflegefachfrau auf der Dialysestation damit umgeht, wenn Patientinnen und Patienten nicht mehr zur Therapie erscheinen, ist sehr individuell. «Wir haben die Möglichkeit, solche Fälle gemeinsam als Team oder mit gezielten Supervisionen zu verarbeiten. Es kommt auch vor, dass wir an die Beerdigung unserer verstorbenen Patientinnen und Patienten gehen oder ihren Angehörigen eine Karte schreiben», erinnert sich Esther Karlen.
Von ihrer ersten Reise zur Waage im Dialysezentrum bis hin zum Abschied stehen Esther Karlen und die weiteren diplomierten Pflegefachfrauen der Station ihren Patientinnen und Patienten zuverlässig und mit viel Herz zur Seite.
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