Zum Hauptinhalt springen
Tätigkeitsbericht 2024

Spital Zollikerberg: ein anspruchsvolles Jahr

Andreas Bildstein

Andreas Bildstein

23. April 2025

Im Interview spricht Christian Etter, Direktor des Spitals Zollikerberg, über steigende Fallzahlen, innovative Versorgungsmodelle wie Hospital at Home und die anhaltenden finanziellen Herausforderungen. Trotz Druck bleibt die Patientenorientierung zentral – getragen von engagierten Mitarbeitenden und und einer klaren Strategie.

Das Spital Zollikerberg verzeichnet 2024 einen neuen Rekordwert bei stationären Operationen und ein steigendes Patientenaufkommen. Was sind die Hauptfaktoren für dieses Wachstum?

Christian Etter: Wir sehen – auch aufgrund des demografischen Wandels mit einer immer älter werdenden Bevölkerung – eine steigende Nachfrage nach spezialisierter Medizin, insbesondere in unseren Kernbereichen Innere Medizin, Orthopädie, Neonatologie und Gynäkologie, die im Jahr 2024 deutlich mehr Patientinnen und Patienten behandelten als im Vorjahr. Unsere sieben Operationssäle ermöglichen ausserdem eine effiziente Durchführung von Eingriffen, was mit 4884 stationären Operationen zu einem neuen Höchststand geführt hat. Zudem zählt unsere Geburtshilfe mit über 2200 Geburten weiterhin zu den führenden Geburtszentren der Schweiz. Unsere engagierten Teams und die hohe Behandlungsqualität sind entscheidende Faktoren für diesen Erfolg.

Trotz des wachsenden Patientenaufkommens weist das Spital ein finanzielles Defizit aus. Was sind die grössten Herausforderungen und wie begegnest du diesen?

Der Kostendruck im Gesundheitswesen bleibt hoch – vor allem aufgrund stark gesunkener Tarife im Zusatzversicherungsbereich, nicht kostendeckender ambulanter TARMED-Tarife sowie steigender Personal- und Materialkosten. Trotz höherer Erträge im Jahr 2024 konnten die gestiegenen Aufwendungen nicht vollständig kompensiert werden. Wir haben deshalb frühzeitig Sparmassnahmen eingeleitet, ohne dabei die Qualität der Patientenversorgung zu beeinträchtigen. Ausserdem identifizierten wir auf der Grundlage umfassender Analysen der Prozesse und Strukturen ungenutztes Potenzial. Um die bereichsübergreifende Weiterentwicklung des Spitals Zollikerberg in den kommenden Jahren gezielt voranzutreiben, haben wir ein stiftungsweites Steuerungsgremium ins Leben gerufen, das sich in der «Agenda 2027» mit folgenden Schwerpunkten beschäftigt: effiziente Prozesse und Strukturen sowie verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Betrieben, Analyse unseres Dienstleistungsangebots sowie neue Arbeitszeitmodelle für den 24-Stunden-Betrieb. Zudem setzen wir auf innovative Konzepte wie unser Hospital-at-Home-Programm, das die Effizienz steigert und gleichzeitig die Patientenversorgung verbessert.

Das Hospital-at-Home-Programm wird von der Gesundheitsdirektion weiterhin unterstützt. Welche Perspektiven siehst du für diese Art der Patientenbetreuung?

Zunächst freut es mich sehr, erwähnen zu dürfen, dass Ende letzten Jahres bei uns der erste Hospital-at-Home-Kongress der Schweiz ausgetragen wurde und wir mit unserem Pilotprojekt «Visit – Spital Zollikerberg Zuhause®» seit 2021 das erste akutsomatische Hospital-at-Home-Angebot in der Schweiz anbieten. Hospital at Home ist ein zukunftsweisendes Modell, das es ermöglicht, bestimmte stationäre Behandlungen direkt im häuslichen Umfeld der Patientinnen und Patienten durchzuführen. Dies steigert nicht nur deren Wohlbefinden, sondern führt auch zu weniger Infektionen und Delir-Fällen. Hervorheben will ich zudem, dass die Betreuung im häuslichen Umfeld auch zu einer tieferen Rehospitalisierungsrate führt, was wiederum die stationären Kapazitäten entlastet. Die vielversprechenden Verhandlungen mit den Krankenkassen zur Standardisierung der Finanzierung sind ein wichtiger Schritt, um dieses Modell langfristig in die reguläre Versorgung zu integrieren.

Die Gesamtzufriedenheit der stationären Patientinnen und Patienten ist 2024 gestiegen. Wie erklärst du dir diese Entwicklung?

Die Patientenzufriedenheit ist ein zentraler Indikator für unsere Qualität. Dass die Gesamtzufriedenheit auf 5.7 Punkte von maximal 6 Punkten gestiegen ist und besonders die Weiterempfehlung mit 5.9 Punkten auf einem extrem hohen Niveau liegt, zeigt, dass unsere Massnahmen zur Verbesserung der Abläufe, der Kommunikation und der Betreuung wirken. Letztendlich – und darauf bin ich besonders stolz – ist eine hohe Patientenzufriedenheit jedoch nur durch das kontinuierliche Engagement, die Freundlichkeit und die Empathie aller unserer Mitarbeitenden möglich. Besonders erwähnen will ich unsere kultour-Workshops, die in der gesamten Gesundheitswelt Zollikerberg durchgeführt werden, um eine starke und wertschätzende Unternehmenskultur zu fördern. Fast 900 Mitarbeitende des Spitals Zollikerberg haben an solchen Workshops teilgenommen, was mich sehr freut und was sicherlich auch ein Grund für die positive Entwicklung bei der Patientenzufriedenheit ist.

Die Weiterentwicklung und die Neuorganisation der Fachpraxen sind ein strategischer Schwerpunkt. Welche Vorteile bringt dies für das Spital und die Patientinnen und Patienten?

Mit der Gründung der Spital Zollikerberg Fachpraxen AG bündeln wir unsere ambulanten Angebote und schaffen zugleich eine solide Basis für einen allfälligen weiteren Ausbau. Derzeit gehören die Hausarztpraxis im Gesundheitszentrum Hottingen, die Prodorso AG und die Onkologie Bellevue AG zur Fachpraxen AG. Unser strategisches Ziel ist es, unsere Position im wettbewerbsintensiven Zürcher Gesundheitsmarkt zu stärken und eine nahtlose Patientenversorgung – sowohl stationär als auch ambulant – sicherzustellen. Diese Strategie gewährleistet langfristige Zuweisungen und stärkt das Spital in seiner Kernaufgabe im akutsomatischen stationären Bereich.

Mitarbeiterbild

Christian Etter, Spitaldirektor

Portraitfoto

Andreas Bildstein

Beitrag teilen

Weitere Beiträge