Arbeiten als Hebamme: Berufswahl, Studium und Arbeitsort
22. Juni 2023
5 min
Hebammenberuf, kurz vorgestellt
Zunächst absolviert man ein vierjähriges Bachelorstudium, zum Beispiel an der ZHAW in Winterthur. Der Beruf der Hebamme ist sehr vielfältig und in vielen verschiedenen Spektren möglich. Hebammen arbeiten in Spitälern, Geburtshäusern, bei Frauen und ihren Familien zu Hause, in Hebammenpraxen, in der Stillberatung und in verschiedenen anderen Beratungsstellen.
Wir begleiten Frauen ab Beginn der Schwangerschaft, führen Schwangerschaftskontrollen durch, begleiten Frauen mit Kindsverlust und geben Geburtsvorbereitungskurse. Wir betreuen werdende Mütter vor und während der Geburt und auch im und/oder nach dem Wochenbett. Hebammen tragen die Verantwortung für Mutter und Kind und arbeiten sehr selbstständig. Auch können wir verschiedene Zusatzausbildungen erlangen wie Akupunktur und Homöopathie, Stillberatung, Babymassage, Manualtherapie. Mit einer zusätzlichen Weiterbildung und/oder einem Masterabschluss ergeben sich Möglichkeiten in der Ausbildung, der Lehre oder der Forschung.
Warum ich Hebamme wurde
Ich habe mich schon immer für die Medizin interessiert. Nach der Fachmittelschule habe ich mich zunächst für ein Pflegestudium an der Fachhochschule in St. Gallen angemeldet. Glücklicherweise absolvierte ich vor Studienbeginn ein halbjähriges Pflegepraktikum im Kantonsspital St. Gallen auf der inneren Medizin, wo ich viele kranke ältere Menschen gepflegt habe. Schnell merkte ich, dass ich an den «Anfang des Lebens» wollte. So kam ich zum Beruf der Hebamme. Ich wollte mit «gesunden Patient:innen» arbeiten und mein Wissen in der Frauenheilkunde vertiefen. Während meines Pflegepraktikums besuchte ich die Informationsveranstaltung für den Bachelorstudiengang Hebamme an der ZHAW in Winterthur. Unmittelbar danach meldete ich mich direkt für die Aufnahmeprüfung an und wurde erfreulicherweise aufgenommen.
Weshalb ich meinen Job liebe
Bei uns ist jeder Tag anders. Man weiss vor einem Dienst nie, was einen erwartet. Das macht den Hebammenberuf für mich so spannend, und es wird mir nie langweilig. Ich liebe es, mit verschiedenen Kulturen zu arbeiten und unterschiedliche Paare kennenzulernen. Als Hebamme begleite ich die Frauen im wohl intensivsten Moment ihres Lebens. Zugleich bin ich ihre Psychologin, Masseurin, Zuhörerin, Motivatorin und manchmal leider auch Trauerbegleiterin. Nicht jede Geburt verläuft reibungslos. Der Grat zwischen Freude und Verzweiflung ist manchmal sehr schmal.
Es ist die schönste und gleichzeitig wohl auch die anspruchsvollste Arbeit. Oft stelle ich meine eigenen Bedürfnisse zurück, denn die Mutter und das Kind haben Vorrang. Die Emotionen, die bei einer Geburt hochkommen, sind unbeschreiblich. Die Frauen während der Geburt zu begleiten, ihre Kraft und Stärke zu sehen, mit ihnen zu fiebern und danach in die Gesichter der glücklichen Eltern zu blicken, die ihr Baby in den Armen halten – all diese Gefühle lassen sich mit nichts anderem vergleichen. Auch wenn nach vielen Jahren als Hebamme nicht mehr jede Geburt so aufregend ist, sind es am Ende die positiven Emotionen, die einen glücklich machen. Man geht mit dem Wissen nach Hause, dass man etwas Gutes getan hat – für andere und für sich selbst.
Meine Beweggründe für den Arbeitsort Spital Zollikerberg
In meinem letzten Ausbildungsjahr zur Hebamme wurde ich für ein sechsmonatiges Praktikum in der Gebärabteilung des Spitals Zollikerberg eingeteilt. Ich kam als schüchterne Hebammenstudentin an und fühlte mich sofort wohl. So ein tolles Praktikum hatte ich noch nirgends erlebt, und ich merkte sofort, dass ich hierhergehöre.
Im Oktober 2014 schloss ich meine Ausbildung als diplomierte Hebamme ab und bekam direkt eine Stelle in der Gebärabteilung des Spitals Zollikerberg. Seit bald neun Jahren arbeite ich nun mit einem hohen Pensum im Spital Zollikerberg. In diesen Jahren habe ich viele Veränderungen, Höhen und Tiefen sowie Wechsel im Team und in den Führungspositionen erlebt. Trotz der enormen Grösse der Frauenklinik des Spitals Zollikerberg fühlt sich alles hier sehr familiär an. Wir halten zusammen und unterstützen uns gegenseitig. Hier können wir als Hebammen sehr selbstständig arbeiten, werden gehört und ernst genommen, insbesondere von unserer Hebammenleiterin Catherine Thomann, der Leiterin der Gebärabteilung.
Wie der Ausgleich zwischen Beruf und Freizeit gelingt
Mir hilft es extrem, Freund:innen zu treffen und über Erlebtes zu sprechen. Da ich während der Arbeit viel auf den Beinen bin, brauche ich keinen grossen sportlichen Ausgleich. Auch geniesse ich die Auszeit auf meiner Dachterrasse und gehe oft ins Wellness.
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