Spiritual Care
30. September 2025
Die Theologin und Pfarrerin Dr. Helke Döls hat seit vielen Jahre für die Diakonissen-Schwesternschaft gearbeitet und ist ihnen verbunden. Diese Erfahrung geht nun in eine neue Aufgabe über, seit August 2025 ist sie zuständig für die Spiritual Care bei uns. «Die Frage, was Menschen in Krankheit und am Lebensende Kraft und Vertrauen schenkt, ist mir wichtig. Spiritual Care bietet dafür den Raum.», sagt sie.
Spiritual Care ist Teil der Palliative Care und wird in der Gesundheitswelt Zollikerberg interprofessionell gelebt. Eine enge Verbindung ergibt sich aus der Geschichte des Diakoniewerks Neumünster, aus dem die Stiftung und ihre Betriebe hervorgegangen sind. Die Diakonissen prägten das Verständnis von Pflege und Begleitung. Sie waren nicht nur Krankenschwestern, sondern durch ihre evangelische Berufung auch spirituelle Begleiterinnen. Heute hat Spiritualität jedoch eine weitere Bedeutung. Sie ist Teil eines ganzheitlichen Ansatzes, der Fragen nach Sinn, nach Leben und Tod und nach dem, was Menschen stärkt und trägt, aufnimmt – unabhängig von Religion oder Weltanschauung.
Zielgruppen sind die Bewohnenden unserer Wohnangebote im Alter ebenso wie Patientinnen und Patienten im Spital. Auch für Mitarbeitende gibt es spirituelle Impulse, etwa durch Meditationsangebote. Dazu kommen kirchliche Feiern, Bildungsangebote und seelsorgliche Gespräche. Spiritual Care bietet Raum für Austausch, für Fragen, für das Suchen und Finden von Sinn.
Wie Spiritual Care konkret aussehen kann, beschreibt Helke Döls an einem Beispiel: «Stellen wir uns eine Mieterin vor, die unter Angstzuständen leidet und um Unterstützung bittet. Zuerst würde ich zuhören und Raum für ihre Ängste schaffen. Gemeinsam könnten wir versuchen, die Sorgen einzuordnen. Vielleicht zeigt sich, dass psychologische Gespräche sinnvoll sind. Vielleicht passt ein Achtsamkeitstraining oder eine Meditation. Oder es tut gut, ein Gedicht zu hören, das das Leben der Mieterin begleitet, etwa von Hermann Hesse. Wichtig ist, herauszufinden, was dieser Person entspricht und wie ihre Ressourcen auch in dieser Situation gestärkt werden können.»
Ein besonderes Instrument in diesem Bereich ist das NASCA (Neumünster Assessment für Spiritual Care im Alter). Es unterstützt dabei, die persönliche Spiritualität wahrzunehmen, vor allem bei älteren Menschen oder bei Menschen mit Demenz. Fragen wie «Was gibt mir Kraft», «Wann fühle ich mich geborgen» oder «Was gibt meinem Leben Sinn» helfen, ins Gespräch zu kommen.
Die European Association for Palliative Care (EAPC) beschreibt Spiritualität als die dynamische Dimension des menschlichen Lebens. Sie zeigt sich darin, wie wir Sinn, Bedeutung und Transzendenz erfahren, ausdrücken oder suchen und wie wir mit uns selbst, mit anderen, mit der Natur oder mit dem Heiligen in Verbindung stehen.
Spiritual Care eröffnet damit einen Raum, in dem Menschen am Lebensende, in Krankheit oder in Krisen inneren Frieden, Hoffnung und Geborgenheit finden können.
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